Schriftstellers

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Lassen Sie mich dazu ein bißchen ausholen: das Universum begann vor 15 Milliarden Jahren mit dem Urknall. Seitdem dehnt es sich aus, und zwar nach allen Richtungen – das heißt von Köln weg.


Sie meinen, es will abhauen?


Offensichtlich! Es dürfte ihm aber kaum gelingen. Nur weil Köln derzeit im Rheinland ansässig und aufhältig ist, sollte niemand denken, er wäre aus dem Schneider. Vor allem die Nebelhaufen und Gala­xien, die sich am Rande des Alls herumdrücken, werden sich noch sehr wundern!

Köln vereinigt in sich, wie ich gezeigt habe, den Anfangszustand (Singularität) als auch den Endzustand (Pluralität) des Alls. Da das Ende aber noch etliche Milliarden Jahre entfernt ist, muß Köln die Pluralität aus einem früheren Weltall eingeschleppt haben! Was es dort angestellt hat, wissen wir nicht. Es ist für das menschliche Gehirn auch nicht vorstellbar. Köln ist also zweifellos – mit Hilfe der bekannten Dreimalnull-Formel – voll durch den Urknall durchgeknallt.

Die Panik, die kurz nach dem Urknall herrschte, muß ungeheuer gewesen sein. Materie, Antimaterie, Neutronen, Plasma, Quarks, Strahlung, Wellen, Atome – alle wollten ja nichts wie weg! Die meisten schafften es zunächst. Viele, allzuviele blieben aber auch auf der Strecke. Sie wurden von Köln in die Milchstraße und ins Sonnensystem gestopft, wo sie sich heute noch unter unsäglichen Bedingungen (Staub, Hitze, Kälte, Vakuum etc.) durchschlagen müssen. Leider wird oft vergessen, was Köln schon damals an­gerichtet hat.

Aber wie gestaltete sich das Schicksal der Materiebrocken, die Köln aus den Abfällen des Sonnensystems zusammengekratzt hatte? Vier Milliarden Jahre lang mussten sie den pubertierenden

Nachwuchsplaneten Terra heucheln, während Köln unter der erkaltenden Kruste hockte und die nächste Gemeinheit ausheckte. Vor 500 Millionen Jahren war es dann so weit: Köln begann, sich auf der Oberfläche breitzumachen.

Wie entsetzt müssen die Urkontinente Gondwana und Laurasia gewesen sein, als sie entdeckten, daß Köln genau zwischen ihnen am Grunde des Thetys-Meeres lauerte! In einem Akt der Verzweiflung versuchten sie, das Problem ein für allemal zu beseitigen, indem sie vollrohr gegeneinander krachten.

Dumm gelaufen, muß man aus heutiger Sicht sagen, denn am Ende der Aktion saß Köln obenauf. Gondwana und Laurasia zerbröckelten in einzelne Kontinente, die sich unter verschiedenen Decknamen davonmachten. So schlidderte Australien irgendwie nach rechts unten, wo es ihm zeitweise sogar gelang, halbwegs in Vergessenheit zu geraten. Die Antarktis klammerte sich am Südpol fest, Indien wühlt sich noch heute mit bloßen Händen unter die eurasische Platte. Amerika brach nach Westen auf – eine Richtung, die sich tief in den Kontinent eingeprägt hat. Denken Sie nur an die endlosen Trecks der Einwanderer in ihren Planwagen! Um nicht ständig an Köln erinnert zu werden, tauften sie jedes zweite Präriekaff auf den Namen – – –


Düsseldorf??


Himmel, nein! Berlin natürlich! Europa, in dessen Mitte sich Köln schließlich festgebissen hatte, gab sein Bestes, um es abzuschütteln, verausgabte sich aber über die Jahrmillionen fast völlig durch anstrengende geostrategische Manöver wie Auf- und Untertauchen, Eiszeiten und Vulkanismus. Beim seinem letzten stümperhaften Erdbeben am 13. April 1992 schaffte es mit dem geradezu peinlichen Wert von 5,9 auf der Richterskala nur läppische Sachschäden. Köln lachte sich abermals ins Fäustchen.


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Thema meines unvollendeten Buches Fahr zur Hölle, Köln!
ist das Image der Stadt Köln vom Urknall bis zum Ende des
Universums.